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„Equines Asthma“ – warum viele Tierärzte diese Diagnose hinterfragen

HKHella Karl
2 Min. Lesezeit

Der Begriff „Equines Asthma“ wird von vielen Tierärzten hinterfragt, weil er eher eine Symptombeschreibung (Husten, Schleim, erschwerte Atmung) als eine klare Diagnose darstellt. Da einheitliche Diagnosekriterien fehlen und die Ursachen (Staubbelastung, Infekte, Schimmel, Allergien) sehr unterschiedlich sind, besteht die Gefahr, nur die Symptome zu behandeln (z.B. mit Kortison), ohne die wahren Auslöser zu finden und zu beheben. Wichtiger als das Etikett ist daher die Klärung der reizenden Faktoren und der Zusammenhänge im Haltungsmanagement.

📋 Eine Diagnose, die auf den ersten Blick Klarheit bringt…

„Equines Asthma“ – klingt medizinisch, klingt eindeutig. Viele Tierärzt:innen nutzen diesen Begriff, wenn sie Husten, Schleim oder Atemnot nicht mehr als vorübergehendes Problem einordnen können.

Aber: Immer mehr Fachleute sagen offen, dass der Begriff eigentlich nicht das beschreibt, was im Pferdekörper passiert.

❓ Was bedeutet „Equines Asthma“ eigentlich?

Der Begriff umfasst chronisch-entzündliche Atemwegserkrankungen beim Pferd, die sich u. a. durch folgende Symptome zeigen:

  • Husten (mit oder ohne Schleim)
  • erschwerte Atmung oder verstärkte Bauchatmung
  • Nasenausfluss
  • Leistungsminderung

Oft werden folgende Unterformen genannt:

  • mildes Asthma: Reizhusten, v. a. bei Belastung
  • schweres Asthma: anhaltender Husten, Atemnot in Ruhe, sichtbare Bauchatmung

Aber was verursacht das alles? Und ist es wirklich „Asthma“ im klassischen Sinn?

🧠 Warum Tierärzte den Begriff nicht mehr unkritisch verwenden

Einige Tierärzt:innen sagen ganz klar:

„Das ist eine reine Symptombeschreibung – keine Diagnose.“

Denn:

  • Es fehlen einheitliche Diagnosekriterien
  • Die Ursachen sind sehr unterschiedlich: von Staubbelastung über Infekte, Schimmel bis zu Allergien
  • Die Behandlung wird oft gleich gemacht, obwohl die Auslöser verschieden sind

Das führt dazu, dass viele Pferde mit „Asthma“ Cortison inhalieren, aber die wahren Ursachen nie gefunden oder verändert werden.

🔍 Was du stattdessen wissen musst

Wichtiger als das Etikett ist:

  • Welche Faktoren reizen die Lunge deines Pferdes?
  • Wo entsteht der Schleim – und warum wird er nicht abtransportiert?
  • Wie ist das Stallklima, das Raufutter, der Umgang, die Bewegung?

Denn nur wenn du die Zusammenhänge verstehst, kannst du die richtigen Maßnahmen einleiten – nicht nur Symptome behandeln.

🧭 Fazit: Du brauchst keine neue Diagnose – du brauchst einen klaren Plan

„Equines Asthma“ ist ein Einstieg – kein Endpunkt. Die Diagnose erklärt, was sichtbar ist. Aber nicht, woher es kommt.

HK

Über Hella Karl

Expertin für Pferdegesundheit mit langjähriger Erfahrung in der Betreuung von Pferden mit Atemwegsproblemen. Teilt ihr Wissen, um Pferdebesitzern zu helfen, ihre Tiere optimal zu versorgen.

Atemwegs-Spezialistin15+ Jahre Erfahrung150+ behandelte Pferde