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Warum dein Pferd trotz Allergietest weiter hustet

HKHella Karl
3 Min. Lesezeit

Ein Allergietest beim Pferd ist oft nur ein Puzzleteil, da Husten auch bei unauffälligem Ergebnis durch Reizungen, Infekte oder ein überlastetes Immunsystem ausgelöst werden kann, nicht nur durch eine klassische IgE-vermittelte Allergie.

🧪 Allergietest gemacht – aber keine Lösung gefunden?

Du hast alles richtig gemacht: Den Husten ernst genommen. Einen Tierarzt geholt. Einen Allergietest machen lassen. Das Ergebnis? Vielleicht ein bisschen Pollen. Ein bisschen Hausstaub. Nichts Dramatisches. Und trotzdem hustet dein Pferd.

Wie kann das sein?

❓Was zeigt ein Allergietest eigentlich?

Ein Allergietest kann Hinweise auf bestimmte Antikörperreaktionen geben – also darauf, ob das Immunsystem deines Pferdes auf bestimmte Substanzen „überreagiert“.

Aber:

  • Er zeigt nicht, ob wirklich Symptome ausgelöst werden
  • Er zeigt nicht, wie stark das Immunsystem insgesamt belastet ist
  • Und er zeigt nicht, ob z. B. ein Schleimproblem, eine Infektion oder eine Reizbelastung vorliegt

Ein unauffälliger Allergietest heißt also nicht: „alles gut“. Er heißt nur: hier wurde nichts Eindeutiges gefunden.

🧬 Allergie oder überreiztes Immunsystem?

Gerade bei Pferden mit chronischem Husten liegt die Ursache nicht in „einer großen Allergie“.

Sondern oft in einem überforderten Immunsystem, das auf Staub, Futter, Infektionen und Stress nicht mehr gut reagieren kann.

Der Begriff „allergisches Asthma“ greift dabei oft zu kurz – viele Pferde leiden schlicht an dauerhafter Reizung der Atemwege, nicht an klassischer IgE-vermittelter Allergie.

🔍 Was du stattdessen tun kannst

Wenn der Test nicht weiterhilft, lohnt es sich, das große Ganze zu betrachten:

  • Wie viel Staub, Schimmel und Feuchtigkeit sind im Stall?
  • Wie oft wird das Heu gewechselt – und wie lagert es?
  • Gibt es bestimmte Wetterlagen, Jahreszeiten oder Orte, an denen der Husten stärker wird?

Und vor allem: Welche Muster wiederholen sich?

🧭 Fazit: Der Test ist nur ein Baustein

Ein Allergietest kann ein Puzzleteil sein. Aber er ist keine Diagnose für die Lebensrealität deines Pferdes.

Und er ersetzt nicht deine Beobachtung, dein Gefühl – und einen guten Fahrplan.

👉 In meinem EquineBreath-Kurs zeige ich dir, wie du die Symptome richtig interpretierst – auch ohne klare Laborwerte.

🧪  IgE-vermittelte Allergie – einfach erklärt

IgE steht für Immunglobulin E, eine bestimmte Art von Antikörper im Immunsystem.

Diese IgE-Antikörper sind bei klassischen Allergien für die Überreaktion des Körpers auf eigentlich harmlose Stoffe verantwortlich – zum Beispiel Pollen, Schimmelpilze oder Staubmilben.

📌 Was passiert bei einer IgE-vermittelten Allergie?

  1. Das Immunsystem bildet IgE-Antikörper gegen ein Allergen (z. B. Pollen).
  2. Diese IgE binden sich an Mastzellen, eine Art Immunzelle.
  3. Beim nächsten Kontakt mit dem Allergen „erkennt“ das IgE es – und die Mastzelle schüttet Histamin und andere Botenstoffe aus.
  4. Das führt zu Symptomen wie: Husten, Schleimbildung, geschwollene Atemwege, Juckreiz oder tränende Augen (beim Menschen)

🐴 Und was bedeutet das fürs Pferd?

Ein positiver Allergietest (z. B. über Blut) misst häufig die IgE-Reaktion auf bestimmte Allergene.

Aber:

  • Ein Pferd kann hohe IgE-Werte haben, ohne Symptome zu zeigen.
  • Umgekehrt können Pferde mit chronischem Husten keine erhöhte IgE-Reaktion haben – weil ihre Beschwerden durch Reizung, Infekte, Schleim, Schimmel oder ein überlastetes Immunsystem ausgelöst werden.

Daher ist es wichtig, Allergietests nicht isoliert zu bewerten – sondern immer im Zusammenhang mit Haltung, Fütterung und Verlauf.

HK

Über Hella Karl

Expertin für Pferdegesundheit mit langjähriger Erfahrung in der Betreuung von Pferden mit Atemwegsproblemen. Teilt ihr Wissen, um Pferdebesitzern zu helfen, ihre Tiere optimal zu versorgen.

Atemwegs-Spezialistin15+ Jahre Erfahrung150+ behandelte Pferde