
Richtig inhalieren beim Pferd – was wirklich hilft (und wann du lieber aufhören solltest)
Inhalation kann die Lunge deines Pferdes entlasten – wenn sie richtig angewendet wird. Erfahre, wie du Dauer, Umgebung und Reaktion richtig einschätzt.
💨 Richtig inhalieren beim Pferd – was wirklich hilft (und wann du lieber aufhören solltest)
Viele Pferdebesitzer setzen auf das Inhalieren, wenn ihr Pferd hustet oder Schleim hat.
Und ja – Inhalation kann ein echter Wendepunkt in der Atemtherapie sein.
Aber nur, wenn sie richtig durchgeführt wird.
Denn Inhalation ist keine Routine –
sie ist eine gezielte Behandlung der Atemwege, die das richtige Maß,
die passende Umgebung und das Verständnis für dein Pferd braucht.
🌬️ Warum Inhalation so wirkungsvoll ist
Beim Inhalieren gelangen winzige Aerosolpartikel tief in die Atemwege.
Sie befeuchten, lösen Schleim und fördern die natürliche Selbstreinigung der Lunge.
Dadurch kann das Pferd wieder freier atmen, abhusten und regenerieren.
Doch was viele vergessen:
Damit die Wirkung wirklich in der Lunge ankommt,
muss alles drumherum stimmen – Gerät, Umgebung, Dauer und Konzentration.
💡 Die Grundlagen einer wirksamen Inhalation
Damit dein Pferd wirklich profitiert, achte auf diese vier Hauptfaktoren:
1️⃣ Die Umgebung
- Inhaliere möglichst an der frischen Luft oder in einem gut belüfteten Bereich.
- Vermeide geschlossene Boxen – sie enthalten Staub, Ammoniak und Keime.
- Kein direkter Wind, keine Zugluft – aber ein klarer Luftaustausch.
- Ruhe und Routine: kein Stress, keine Ablenkung.
2️⃣ Die Technik
- Die Maske sollte locker, aber dicht sitzen.
- Das Pferd muss frei atmen können – keine Panik, kein Druck.
- Je nach Gerät (Kompressor, Mesh, Ultraschall, Solebox) entstehen unterschiedlich feine Tröpfchen.
- Entscheidend ist, dass der Nebel sichtbar eingeatmet wird.
- Dauer: 20 Minuten reichen in der Regel – lieber regelmäßig als zu lange.
3️⃣ Die Flüssigkeit
- Basis: 0,9 % Kochsalzlösung (NaCl) – sie ist gut verträglich.
- Nur bei Bedarf oder tierärztlicher Empfehlung: Zusätze wie Sole oder BitopEqui.
- Vermeide Experimente: Ätherische Öle, Kamille oder Menthol reizen mehr, als sie helfen.
4️⃣ Die Beobachtung
- Atmet dein Pferd ruhig und gleichmäßig?
- Hustet es kurz ab – oder dauerhaft?
- Entspannt sich die Haltung oder steigt die Spannung?
💬 Wenn es unruhig wird, die Nüstern weit stellt oder sich abwendet,
ist das kein Zeichen für „Wirkung“ – sondern ein Signal: Genug für heute.
⚠️ Die 5 häufigsten Fehler beim Inhalieren
❌ Zu hohe Konzentration:
Höhere Solewerte oder überdosierte Zusätze führen schnell zu Schleimhautreizung.
❌ Zu lange Inhalationszeiten:
Mehr als 20 Minuten belasten die Lunge und trocknen Schleimhäute aus.
❌ Falsche Umgebung:
Staub, Ammoniak oder Wind zerstören den Therapieeffekt.
❌ Fehlende Regelmäßigkeit:
Einmal pro Woche bringt kaum etwas – lieber kürzer, aber täglich.
❌ Keine Beobachtung:
Wer das Pferd allein „inhalieren lässt“, übersieht oft erste Stresssignale.
🧘 So erkennst du, wann dein Pferd genug hat
Ein Pferd, das von der Inhalation profitiert:
- steht ruhig,
- atmet gleichmäßig,
- lässt den Kopf fallen,
- löst Schleim durch leichtes Husten.
Ein Pferd, das überfordert ist:
- hustet heftig oder schnaubt stark,
- spannt die Flanken an,
- weicht zurück oder schüttelt den Kopf.
👉 Dann gilt: abbrechen, anpassen, später sanfter weitermachen.
🫁 Inhalation ist kein Selbstzweck – sie ist Kommunikation
Inhalieren bedeutet nicht, einfach Dampf zu erzeugen.
Es bedeutet, in Kontakt zu gehen mit dem Atem deines Pferdes.
Die Lunge zeigt dir, was sie braucht – du musst nur genau hinsehen.
Wenn du Geduld, Beobachtung und Wissen kombinierst,
wird Inhalation vom Routinevorgang zur Therapie mit Wirkung.
📘 Fazit: Weniger Gerät – mehr Gefühl
Das beste Inhalationsgerät bringt nichts,
wenn das Pferd überreizt, gestresst oder falsch behandelt wird.
Wirkung entsteht nicht durch Technik, sondern durch Achtsamkeit.
Wenn du erkennst, wann dein Pferd genug hat,
kannst du aus jedem Inhalationsmoment das Beste herausholen –
sanft, regelmäßig und ohne Risiko.
Über Hella Karl
Expertin für Pferdegesundheit mit langjähriger Erfahrung in der Betreuung von Pferden mit Atemwegsproblemen. Teilt ihr Wissen, um Pferdebesitzern zu helfen, ihre Tiere optimal zu versorgen.